Schmeiß deinen Plan weg – warum dein Trainingsplan nicht funktioniert

Trainingsplan

Erfahrung nennt man die Summe aller Irrtümer. (Thomas Alva Edison)

Vor mehr als einem Jahr hast du endlich angefangen, regelmäßig Sport zu machen. Du bist stolz auf dich und schnell stellten sich die ersten Erfolge ein. Deine Laufrunde wurde erst immer größer und dann bist du von Lauf zu Lauf immer ein bisschen schneller geworden.

Das hat dich motiviert und du bist drangeblieben. Herzlichen Glückwunsch – der Weg zu deinem ersten Wettkampf war geebnet. Du wolltest es jetzt wissen und da man für einen Wettkampf einen Trainingsplan braucht, hast du dir einen kostenlosen Plan im Netz besorgt.

Es hat dich anfangs etwas stutzig gemacht – der Plan war ziemlich ambitioniert. Aber das warst ja du schließlich auch – ambitioniert und motiviert. Also los!

Nach einigen Wochen aber überfiel dich eine gewisse Müdigkeit. Deine Beine waren längst nicht mehr frisch und auch die Lust aufs Training lies nach. Kein Wunder – schließlich hast du die Vorgaben aus dem Plan fast nie 1:1 umsetzen können. Mal warst du zu langsam, mal hattest du schlicht keine Zeit fürs Training.

Der Wettkampf rückte näher, die Form stagnierte und zu allem Übel kam schließlich noch eine Verletzung hinzu. Dein erster Wettkampf war vorbei, bevor er für dich überhaupt begonnen hatte. Sehr frustrierend!

Hast du das oder so etwas ähnliches schon erlebt? Dann schmeiß deinen Trainingsplan weg! In den kommenden Wochen werde ich dir die Grundlagen der Trainingsplanung im Ausdauersport näher bringen. Trage dich unten in den Newsletter ein und verpasse keinen Artikel der Serie.

Dein Trainingsplan bringt keine Fortschritte mehr? Hier erfährst du, warum du deinen Plan wegschmeißen sollst und was du für einen guten Plan brauchst.

Warum dein Trainingsplan nicht funktioniert

Es gibt viele Gründe, warum ein Trainingsplan dich nicht besser macht. Ich liste dir die vier häufigsten Fehler auf:

1. Fehler: Du steigerst den Umfang zu schnell.

Dein Plan sieht einen bestimmten Umfang vor und das ist doppelt so viel, wie du bisher Sport gemacht hast. Schlecht! Eine Umfangssteigerung pro Woche von mehr als 10% ist kontraproduktiv – vor allem wenn du noch nie so viel trainiert hast. Hast du bisher drei Stunden in der Woche trainiert, so solltest du in der ersten Woche um maximal 20 Minuten steigern.

Ausnahmen sind natürlich Trainingslager, doch auch diese gilt es erstens wohl dosiert einzusetzen und zweitens unbedingt vor- und nachzubereiten.

2. Fehler: Dein Plan besitzt keine Periodisierung.

Nach kurzer Recherche im Netz hast du einen Plan gefunden, der dir gefällt. Montag steht ein mittlerer Dauerlauf von 45 Minuten an, Mittwoch läufst du 5x400m Intervalle und am Samstag planst du deinen langen Lauf von 90 Minuten. Und weil du fleißig bist, absolvierst du am Freitag sogar ein Stabilisationstraining.

Klingt gut und so trainierst du Woche um Woche in Richtung deines Ziels. Irgendwann geht es aber nicht mehr vorwärts. Du wirst einfach nicht besser. Warum? Der Grund ist die Gewöhnung. Dein Körper kennt die Belastung und hat sich daran gewöhnt. Alles was du tust, ist deine Form maximal zu konservieren. Eine Steigerung der Form gibt es aber nur durch den Wechsel von An- und Entspannung. Deshalb ist die Periodisierung so wichtig

3. Fehler: Du hältst dich an die Vorgaben deines Plans.

Wie bitte, das soll ein Fehler sein? Ist es, denn die wenigstens können die Vorgaben aus einem Standard-Plan ordentlich umsetzen. Entweder hältst du dich stur an die Kilometer- und Tempoangaben deines Plans, vernachlässigst dabei aber sträflich deine Pulswerte oder es ist umgekehrt.
Sprich du läufst sklavisch im richtigen Pulsbereich, bist aber frustriert, weil du nie das entsprechende Tempo erreichst.

4. Fehler: Du dokumentierst dein Training nicht.

Wozu sollst du dein Training aufschreiben? Dein Plan gibt doch die Vorgaben und das muss reichen. Auch wenn du das nicht immer genau so umsetzen kannst. Wenn du so agierst, wie willst du dann heraus finden, wo es hakt?

Was macht der Mechaniker als erstes, wenn du dein Auto in die Werkstatt bringst? Richtig – er liest den Speicher aus. Alle modernen Autos haben so etwas und genau das sind deine Aufzeichnungen zum Training. Fehler erkennst du (oder dein Trainer) erst durch regelmäßige Aufzeichnungen. Nur so hast du eine Grundlage, um dein Training zu hinterfragen.

Kommt dir das bekannt vor? Machst du auch einen dieser Fehler? Wichtig ist zu wissen, dass ein Trainingsplan eine höchst individuelle Sache ist. Etwas, was bei dir perfekt funktioniert, kann bei deinem Trainingskollegen schon völlig in die Hose gehen. Und das, obwohl ihr beide eigentlich leistungsgleich seid.

Genau aus diesem Grund sind Standard-Trainingspläne mit Vorsicht zu genießen. Ich möchte sie keineswegs verteufeln, habe ich doch auch gute Erfahrung mit Plänen von Herbert Steffny * und Herman Aschwer * gemacht. Nur solltest du den Inhalt verstehen und dann an deine persönlichen Bedürfnisse anpassen.

Warum du trotzdem einen Trainingsplan brauchst?

Wer jetzt der Meinung ist, ich bin mittlerweile ein Verfechter des Trainings ohne Plan, hat sich getäuscht. Gewaltig sogar!

Sobald du ein konkretes Ziel hast, macht ein Plan absolut Sinn. Am Ziel hapert es aber bei einigen schon. Gerade Einsteiger trainieren stur nach Plan ohne sichtliches Ziel. Das Scheitern ist vorprogrammiert.

Glaubst du nicht? Ich habe es erlebt. Jahrelang habe ich mich immer an Trainingspläne orientiert, doch letzte Saison hatte ich die Nase voll davon. Ich wusste doch genug über Trainingssteuerung & Co., das würde auch ohne richtigen Plan klappen. Das Ergebnis kannst du hier nachlesen…

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Ein guter und auf dich angepasster Trainingsplan ist eine Route, die dir Orientierung gibt und dich ohne größere Umwege zu deinem Ziel bringt. Im Auto fragst du auch dein Navi, wenn du zu einem unbekannten Ziel aufbrichst und erwartest ebenso, dass es dich vor Stau bewahrt und eine alternative Route automatisch berechnet. So ähnlich ist es mit einem Trainingsplan. Abkürzungen gibt es jedoch keine, auf der Straße musst du schon bleiben.
Erst mit einem Trainingsplan wirst du dein Potential entdecken und beginnst, es auch auszuschöpfen. Im übrigen ist ein solcher Plan der ärgste Feind deines inneren Schweinehundes!

Und Trainingspläne gibt es für jede Sportart, jedes Ziel und jedes Niveau!

Was steckt in einem guten Trainingsplan?

Ein guter Trainingsplan ist immer spezifisch!

Damit ist eigentlich alles gesagt und trotzdem, möchte ich es dir noch etwas näher erläutern. Es werden folgende Dinge berücksichtigt:

  • dein Ziel
  • dein aktuelles und dein gewünschtes Niveau
  • deine individuellen Trainingsbereiche (Puls, Tempo)
  • deine Erfahrung
  • deine Gesundheit
  • dein Alter
  • dein Job
  • dein (Familien-)Leben
  • deine verfügbare Zeit
  • dein vorhandenes Equipment

Ganz schön viel, oder? Genau deswegen ist ein Trainingsplan eine Rechnung mit vielen Variablen und damit sehr individuell. Es gibt noch weitere Merkmale, die ein guter Plan ausmacht.

Wie bereits angesprochen, ist die Periodisierung ein wichtiges Element.2-3 Belastungswochen folgt stets eine lockere Entlastungswoche. So durchbrichst du die Routine und dein Körper dankt es dir mit stetiger Anpassung. Du wirst besser. Was in Sachen Periodisierung über den Monat geschieht, sollte auch innerhalb einer Woche passieren. Trainiere niemals zwei Tage mit heftiger Belastung hintereinander, sondern gönne dir die notwendigen Pausen. Etwas, was gerade Weekend-Warrior – also die Sportler, die am Wochenende Vollgas geben um dann die Woche zu pausieren – immer wieder falsch machen.

Und last but not least gehört eine ordentliche Dokumentation zu deiner Trainingsplanung dazu.

Der Beginn einer Serie

Dieser Artikel ist der Beginn einer Serie über die richtige Trainingsplanung. In den folgenden Artikeln werde ich dir die Grundlagen erklären und dich Stück für Stück zu einem guten Trainingsplan für dein Ausdauertraining führen. Ganz unabhängig davon, ob du Läufer, Radfahrer oder Triathlet bist oder werden willst. Trage dich dazu in den Newsletter ein und verpasse keine der Folgeartikel!

Was sind deine Erfahrung mit einem Trainingsplan? Hast du einen und hältst dich daran? Oder bist du eher der spontane Typ und erreichst deine Ziele auch ohne einen Plan? Schreib in den Kommentaren deine Meinung und teile deine Erfahrung.

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Torsten

Ach übrigens – ich wünsche dir mehr Zeit für Sport in deinem Leben.

Und das meinen die Leser:

Dein Blog ist tatsächlich der einzige, in dem ich die Einträge nicht nur “überfliege”, sondern bewusst jedes Wort lese. Ich mag Deine rationale Art die Dinge zu erklären, das Augenzwinkern zwischen den Worten und einfach auch die Tatsache, dass Du das Phrasenschwein nicht fütterst. 😉

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Über den Autor: Torsten Pretzsch

Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.

Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.

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13 Gedanken zu „Schmeiß deinen Plan weg – warum dein Trainingsplan nicht funktioniert“

  1. Ich finde die Idee gut. Als ich vor fünf Jahren meinen ersten und bisher einzigen HM gelaufen bin, habe ich mit dem Plan von Asics trainiert und war zufrieden. Dieses Jahr will ich wieder für einen HM im August trainieren und hab mir den Plan wieder von Asics geladen. Da soll ich am 30. Januar mit 5 km starten. Mich stört, dass dieser Plan die aktuelle Situation gar nicht berücksichtigt. Ich laufe ja jetzt auch schon. Was ist damit? Also ich bin bereit, mir einen individuellen Plan zu erstellen.

    Antworten
  2. Hallo Torsten,

    ein guter Artikel, der einige Trainingsfehler von Hobbysportlern aufgreift. Ich sage dazu gerne folgendes:
    Der Trainingsplan muss dem Trainierenden angepasst werden und nicht der Trainierende dem Trainingsplan“

    Ein individueller Plan von einem erfahrenen Trainer ist immer eine gute Möglichkeit sich optimal vorzubereiten. Doch glaube ich auch, dass einigen Standardplänen durchaus etwas abzugewinnen ist, wenn sie ausreichend Spielraum lassen bzw. der Trainierende sich diesen nimmt. Das erfordert jedoch eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Thema.

    Das Problem von vielen ist, dass Sie sich zu wenig beschäftigen wollen. Sie wollen eine (am besten kostenlose) Universallösung, die Ihnen (und logischerweise auch jedem anderen) die optimale Vorbereitung ermöglicht. Utopische Vorstellung. 😉

    Viele Grüße
    Jahn

    Antworten
    • Hallo Jahn,

      du triffst den Nagel auf den Kopf. Man braucht ein gutes Wissen, um mit Standard-Plänen zurecht zu kommen, da man eben diese individuell auf die jeweilige Lebenssituation anpassen muss.
      Das war in den letzten Jahren jeweils mein Weg und das durchaus erfolgreich.
      Effektiver und einfacher wäre sicher ein guter Trainer gewesen, aber eben auch deutlich teurer.

      Viele Grüße
      Torsten

      Antworten
  3. Hallo Thorsten,
    toll zusammengefasst und kann ich so auch bestätigen.
    Eine realistische(re) Einschätzung über das was man erreichen kann ist auch etwas, was einem zu Beginn ja völlig fehlt.
    Wenn man auch da von einem Personaltrainer begleitet wird, hat das auch viele mentale Vorteile.

    Liebe Grüße
    Su

    Antworten
  4. Hallo Torsten,

    sehr guter Artikel den jeder Hobbysportler lesen müsste dem etwas an der Leistungssteigerung liegt ohne sich kaputt zu trainieren. Lieber Geld investieren in einen guten Trainingsplan oder auch Personal Trainer und seine Ziele erreichen. Standardpläne funktionieren nur selten, genau wie die Faustformel für die Pulsberechnung. Auch hierzu gibt es bessere Wege um seinen genauen Puls zu ermitteln.

    Sportliche Grüße
    Oliver

    Antworten
  5. Hi Torsten,
    mal wieder ein toller Artikel. – Danke dafür.

    Das Szenario, das du beschreibst kenne ich nur zu gut. Inzwischen habe ich mir einen guten Plan aufgestellt, mit dem ich mich mehr oder weniger konstant steigern kann. Optimierungspotential gibt es aber sicher auch.

    Ich freue mich auf die Serie!

    Grüße aus Berlin
    Patrick.

    Antworten
  6. Hallo Torsten,

    Was du da schreibst, kommt mir alles sehr bekannt vor. Nachdem ich schon über 10 Jahre lang immer nur „einfach so“ gelaufen war, wollte ich es vor zwei Jahren mal wissen und habe mir einen ambitionierten Standardtrainingsplan für nen 1:30er Halbmarathon runtergeladen (1:45 konnte ich damals fast ohne Training erreichen). „Setze dir hohe Ziele“ und so 😉

    Was dann passiert ist kommt dem sehr ähnlich was du oben beschrieben hast. Es hat hinten und vorne nicht gepasst. Ich habe die Zeiten nicht annähernd erreicht. 3 von 12 Wochen habe ich 5- bis 6-mal pro Woche durchgehalten. Dann kam die Erkältung (Überlastung?) und für den Wettkampf habe ich mich schließlich überhaupt nicht angemeldet.

    Hinter einem Trainingsplan steckt wohl doch etwas mehr, als man auf den ersten Blick sieht.

    Viele Grüße,
    Jan

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    • Servus Jan,

      ja das tut es wohl – diese Erfahrung macht wahrscheinlich jeder ambitionierte Hobbysportler einmal.

      Viele Grüße
      Torsten

      PS: Der Sprung von 1:45 auf 1:30 ist auch krass, da wird die Luft für die meisten Hobbyläufer schon sehr dünn. Ich werde das in diesem Leben auch nicht mehr erreichen (können).

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