Plastik-Kleidung und Laufen, ein unzertrennliches Paar?

Anzeige: Dieser Gastbeitrag wird von Runamics präsentiert.

Pro & Contra und die Suche nach Alternativen

Irgendwie schon unzertrennlich, oder? Wer heute in moderner Sportkleidung läuft, läuft in 100% Plastik. In diesem Beitrag wollen wir uns dieses Plastik mal genauer anschauen und eine Pro- und Contra-Bewertung vornehmen. Sind wir Läufer wirklich so eng mit der Natur verbunden, wie wir oft glauben?

Nachhaltigkeit im Sport

Das Thema Nachhaltigkeit ist derzeit überall präsent. Primär geht es um CO2 Emissionen, Veganismus, Bio-Nahrungsmittel, Abfall- bzw. Plastikvermeidung und Recycling. Auch redet man schon länger über nachhaltigen Häuserbau, Nachhaltigkeitsunterricht in der Schule und natürlich über das Thema “fair fashion”.

Es ist hervorragend, dass das Thema in aller Munde ist. Schließlich bekommen wir langsam die Folgen unseres feudalen Lebensstils zu spüren. Wetterextreme, schmelzende Gletscher, mit Plastik verseuchter Fisch und Leitungswasser oder Meere, die drohen zu toten Meeren zu werden, wie das Mittelmeer (Link).

Aber wie steht es eigentlich um das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Sport? Viele Sportler fliegen in ferne Länder, um für einen Marathon zu trainieren. Oder für ein Wochenende nach Mallorca, um ein paar Runden mit dem Rennrad zu drehen. Die meisten Leute die ich kenne, die in das Fitnessstudio gehen, fahren dort mit dem Auto hin. Die Wegwerf-Plastikflasche Wasser und der Proteinriegel in beschichteter Plastikfolie dabei. Und klar, es ist besser man hat fünf verschiedene Laufschuh-Paare, um unterschiedliche Tiefenmuskeln zu beanspruchen oder für jeden Untergrund gerüstet zu sein. Der Amateur-Tennisspieler, der gerade einmal einen Volley parieren kann, glänzt mit 6 Tennisschlägern am Spielfeldrand.

Wie steht es um unsere Sportkleidung?

Und dann ist da das Thema mit der Sportkleidung. Vor ca. 1,5 Jahren habe ich einen Beitrag vom Wirtschaftsforum Davos gesehen. Es ging darum, dass die Weltmeere und Binnengewässer voll mit Plastik sind. Weiter: es ginge um Mikroplastik, Kleinstpartikel, die mittlerweile so weit in die marinen Ökosysteme vorgedrungen seien, dass dies unumgänglich ist und schwerwiegende Folgen haben wird. Es fiel neben vielen anderen signifikanten Quellen, wie der Abrieb Autoreifen und Kosmetika, auch das Wort Textilien im Zusammenhang mit Waschen.

Nachdem ich mich weiter damit befasst habe, habe ich verstanden um was es geht. Wenn man synthetische Kleidung wäscht, brechen beim Waschvorgang die Fasern. Kleinste Partikel werden freigesetzt. Die Waschmaschine kann diese nicht filtern, die Kläranlage auch nicht und so landet dieses “Mikroplastik” im Grundwasser, Fluss, See und final im Meer.

Man hat festgestellt, dass bei einer 5 kg Waschladung Polyesterkleidung mehrere Millionen Mikroplastikpartikel freigesetzt werden. Viele davon werden weitergetragen. Von den mehr als jährlich 10 Millionen Tonnen neuem Plastik im Meer wird geschätzt, dass ca. 30% “unsichtbares” Mikroplastik sind. Davon wiederum schätzt man, stammen bis zu 30% von Textilien. Also schlappe 900.000 Tonnen Mikroplastik von Textilien pro Jahr (Link). Egal welchen absurd klingenden Forschungsergebnissen man nun Glauben schenken mag, es ist sehr viel.

Was hat das jetzt mit unserer Sport- bzw. Laufkleidung zu tun? Klar, sie ist zu 100% aus Plastik. Öffne mal Deinen Kleiderschrank und sieh nach. Dir werden Polyester, Nylon (aka Polyamid), Polypropylen und Elastan begegnen. Als mir dies klar wurde, hatte es immer einen seltsamen Beigeschmack, wenn ich in mein Laufshirt gesprungen bin, um ein paar Kilometer zu machen. Noch bitterer wurde dieser, als ich dann vor der Waschmaschine stand. Ich wollte eine Alternative haben, und habe es dann selbst in die Hand genommen, dazu aber später mehr.

Bevor wir das Plastik in unseren Lauftextilien an den Pranger stellen, lasst uns einmal sachlich die Vor- und Nachteile betrachten.

5 Vorteile von Sportkleidung aus Plastik

Funktionalität: im Sport braucht es funktionale Kleidung. Funktional gleicht mehr Komfort und (theoretisch) einer verbesserten Leistung. Gerade im Laufsport möchte man sicherstellen, dass die Kleidung allen funktionalen Ansprüchen genügt. Synthetische Fasern glänzen in ihrer Funktionalität. Sie sind wahre Multitalente. Folgende Eigenschaften sollte sie erfüllen können:

  • Klimaregulierend: Im Idealfall wärmt sie wenn es kalt ist und kühlt, wenn es warm ist
  • Atmungsaktiv: Die “Haut” soll weiter atmen können, Luft soll also entsprechend durchkommen, rein sowie raus
  • Feuchtigkeitsregulierend: Der Schweiß soll von der Haut weg nach außen befördert werden, sodass man trocken bleibt
  • Leicht: Die Kleidung soll möglichst leicht sein, um kein unnötiges Gewicht mit sich herumzuschleppen. Wenn man denn weiteres Gewicht möchte, kann man schließlich Gewichtsmanschetten oder sein Smartphone mitnehmen (entschuldige die Ironie)
  • Weich: Klar, wer als Mann schon einmal 25 km in einem Baumwoll-Shirt gelaufen ist, weiß genau, dass die Brustwarzen nachtragend sein können
  • Ergonomisch: Abhängig von der Sportart müssen die Sachen natürlich entsprechend ergonomisch sein, keinen Widerstand leisten, wenn man seine Bestzeiten erreichen möchte. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig für Entwickler von Rennrad-Kleidung und Zubehör. Jeder, der schon einmal beim Triathlon zugeschaut hat, kennt die lustigen Fahrradhelme aus der Zukunft

Grenzenlose Gestaltbarkeit: Mit synthetischen Fasern kann man sämtliche Formen und Farben erzielen, was gelegentlich natürlich der Funktionalität zu Gute kommt. Netzstoffe, Seamless, 3D, … lackiert, leuchtend, matt, steif, locker, glatt, rau, dick, dünn, usw. Synthetische Fasern sind unglaublich flexibel und sind eine gefundene Spielwiese für Produkt-Designer.

Robust und haltbar: Plastikstoffe sind äußerst robust. Sie sind reißfest und besonders beständig. So beständig, dass sie theoretisch vererbt werden könnten. Denn die Haltbarkeit von Plastik geht über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg. Man bräuchte also theoretisch nur ein Laufshirt.

Wenig Wasser in der Herstellung: Im Vergleich zu anderen Fasern, z.B. Baumwolle, braucht man nicht viel Wasser, um z.B. Polyester herzustellen. Dies ist ein angenehmer Nebeneffekt in der Produktion solcher Fasern.

Günstig: Da Rohöl und Chemikalien in großen Mengen gehandelt werden und diese meistens nicht sehr teuer sind, kann man die Fasern recht günstig herstellen. Teuer werden synthetische Fasern in der Herstellung nur, wenn man sie innovativ miteinander kombiniert. So kann man z.B. einen anderen Faserkern haben als der Außenteil der Faser. Oder man kann eine Faser um eine andere wickeln, usw.

5 Nachteile von Sportkleidung aus Plastik

Geruch: Jeder kennt es, jeder hasst es. Das Polyester Shirt stinkt nach dem ersten Schwitzen. Sozialen Kontakt vermeidet man gerne, wenn es so richtig losgeht. Zwar gibt es mittlerweile innovative Beschichtungen mit Silberionen oder bestimmten Chemikalien, dennoch wird auch diese Funktion irgendwann nachlassen. Der Grund ist, dass sich geruchsbildende Bakterien auf synthetischen Fasern deutlich schneller und besser vermehren können, als z.B. auf natürlichen Fasern wie Baumwolle oder Wolle.

Biologisch nicht abbaubar: Der Vorteil der Beständigkeit kann auch zum Nachteil werden. Die synthetischen Fasern würden sich weder im Kompost noch im Wasser auflösen. D.h. doch, sie würden, jedoch erst nach vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Über Recycling von Textilien aus kombinierten Plastikfasern wollen wir gar nicht erst sprechen.

Basiert auf Erdöl: Da die T-Shirts auf dem begrenzten Erd-Rohstoff Erdöl basieren, sollte dies als Nachteil gewertet werden.

Schlechtere Saugfähigkeit: Plastikfasern können nur sehr schlecht Feuchtigkeit aufnehmen, d.h. sie haben Schwierigkeiten damit, den Schweiß von der Haut aufzusaugen. Das harte Gegenteil ist Baumwolle, diese saugt alles auf und behält es für eine sehr lange Zeit in sich.

Hautirritationen: Neben der Frage, ob es gut ist all die chemischen Substanzen auf der verschwitzten Haut zu tragen, kommt es häufig zu Hautirritationen. Wenn der Schweiß nicht vom Stoff aufgenommen wird, bleibt er auf der Haut und kann Poren verstopfen. Dies führt bei sensibler Haut zu Reizungen.

Gibt es Alternativen für mehr Nachhaltigkeit im Sport?

Am Ende geht es doch darum, dass man die für sich richtige Entscheidung trifft. Hauptsache man geht überhaupt laufen oder seiner sportlichen Leidenschaft nach. Egal welche Entscheidung man fällt, so fällt man im gleichen Zug eine gegen etwas anderes. Der sogenannte “Trade Off”. Wer nicht auf die Vorteile von synthetischer Kleidung beim Laufen verzichten mag, nimmt die Nachteile in Kauf. Wer die umweltbezogenen Nachteile so gravierend findet, dass er auf gewisse Vorteile verzichten will, trifft diese Entscheidung.

Ich wollte mich damit nicht ganz zufrieden geben und habe lange nach Alternativen gesucht. Im Outdoor-Bereich gibt es viele spannende Hersteller, die z.B. mit Merinowolle arbeiten. Zwar häufig mit Polyester beigemischt, aber immer hin. Auch reine Merino-Woll-Produkte sollte man mal testen. Baumwolle ist für lange Distanzen (zumindest für Männer) eher undenkbar, für kurze Distanzen jedoch unproblematisch. Ich laufe kurze Distanzen bis 10 km gerne in Baumwoll-Shirts. Das vollgesaugte Shirt zeigt mir, dass ich aktiv war, irgendwie befriedigend. Im Läufer-Land UK habe ich jedoch einige Freunde, die mit technischen Textilien nichts zu tun haben wollen. Der Marathon wird im dünnen Baumwoll-Singlet gelaufen, komme was wolle.

Hanf und Leinen sind sehr rau. Klassische Viskose, egal ob aus Bambus oder anderer Biomasse, erscheint von der Sache sinnvoll,  ist jedoch wegen der nicht optimalen Umweltverträglichkeit etwas verschrien. Gleiches gilt für weniger bekannte Fasern wie Cupro.

Ich habe auf meiner Suche nichts wirklich geeignetes gefunden, was sich explizit an den Läufer richtet. Daraufhin habe ich Anfang des Jahres die Firma Runamics gegründet. Unsere Vision ist es, plastikfreie aber dennoch funktionale Laufkleidung und Accessoires für bewusst konsumierende Läufer zu entwickeln.

Unsere erste Kollektion geht am 16.07.2019 bei Kickstarter.com an den Start. Wir kombinieren feinste Merino Wolle mit der modernen Viskose Faser Tencel Lyocell. Diese in Österreich hergestellte Faser basiert auf FSC zertifizierten Eukalyptus und Buchen-Holz. Sie wird in einem geschlossen Kreislauf hergestellt, sodass keine Produktionsmittel ins Wasser gelangen. Die Kombination von Merino und Tencel kann funktional mit synthetischen mithalten. In einigen Eigenschaften ist sie überlegen (Feuchtigkeitsaufnahme, Geruch), in anderen unterlegen (z.B. Reißfestigkeit).

Über das Crowdfunding-Projekt könnt Ihr die Produkte bei Kickstarter vergünstigt vorbestellen und unser Vorhaben damit unterstützen. Die Kampagne läuft vom 16.07. – 15.08.. Am ersten Tag wird es das Outfit zum Super Early Bird Preis geben. Schaut doch mal auf unserer Projektseite vorbei.

Über den Autor:

Steffen Otten, gebürtiges Nordlicht, aktuell wohnhaft in Hamburg. Begeisterter Hobby-Läufer seit ca. 15 Jahren.

Steffen ist Gründer der Running Brand Runamics. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, Laufbekleidung und Accessoires ohne Plastik zu entwickeln und zu vermarkten.

Die Marke startet am 16.07.2019 eine Crowdfunding Kampagne bei Kickstarter und geht damit erstmals offiziell an den Start. Runamics wird zunächst ausschließlich online vertrieben.

Steffen selbst verbindet in der Marke drei seiner Leidenschaften: Laufen, Umweltbewusstsein und E-Commerce.

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2 Gedanken zu „Plastik-Kleidung und Laufen, ein unzertrennliches Paar?“

  1. Sehr guter Artikel dem man grundsätzlich nur zustimmen kann. Allerdings sehe ich den weitaus größeren Teil der Umweltverschmutzung durch Plastik im Bereich Verpackungen (vor allem im Lebensmittelbereich). Dort ist ein wesentlich größerer Hebel, als bei Funktionstextilien. Es betrifft nahezu jeden und kann viel unproblematischer gelöst werden, nämlich einfach bei vielen Dingen, die gekauft werden, die Plastikverpackung weglassen. Da müsste eigentlich die Politik mal reagieren und entsprechende Steuern / Zölle auf diesen Unsinn erheben, dann würde sich das ganz schnell von alleine lösen. Alternativen gäbe es genug, nicht nur Verpackungen aus Pappe / Papier, sondern auch aus anderen, wesentlich schneller nachwachsenden Rohstoffen (Mais, Hanf, etc.).

    Ansonsten versuche ich meine Sportkleidung nicht so oft zu waschen. meine Frau verzieht zwar öfters mal das Gesicht, aber man kann sein Lauf- oder Radshirt und seine Badehose schon ein paar mal anziehen und erst wenn es wirklich zu arg „müffelt“ wird gewaschen. Alles eine Frage der Einstellung … 😉

    Aber Eure Kickstarter-Aktion ist auch sehr interessant. Ich frage mich nur, wo kommt all die Merinowolle her? Leben die meisten Merino-Schafe nicht in Australien und Neuseeland? Dann ist das aber auch nicht zwingend klimaneutral, oder?

    Antworten
    • Lieber Thoralf,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Alles Themen, die uns intensiv beschäftigen.

      Zum Thema Verpackung in unseren Supermärkten: hier bin ich bei Dir, es muss etwas passieren. Unverpackt-Läden sind ein guter Anfang, müssen jedoch erst ihren Business Case belegen, bevor große Handelshäuser mitmachen. Ein noch viel zu geringer Anteil an Verpackungsmüll wird heute dem Recycling zugeführt, der Grund sind Verbundstoffe (d.h. das Plastik ist nicht sortenrein, es ist vermischt) und die Kosten für die Trennung. Ein leerer Jogurthbecher, in den der Verbraucher die Alufolie vom Deckel reingestopft hat, reicht schon, um es nicht mehr recyclingfähig zu machen. Also viel Luft nach oben. Ein großer Teil wird verbrannt für Energie. Ein anderer Teil des Verpackungsmülls wird in Länder verschifft, die sich dann Alternativen überlegen, z.B. es zu vergraben oder ins Meer zu kippen. Der letzt genannte Teil kann dann eine Mikroplastikquelle für die Gewässer sein. Es ist das sog. sekundäre Mikroplastik, sobald eine Plastiktüte im Wasser landet, reibt sich über Jahrzehnte das Plastik ab und bleibt als Kleinstpartikel dort bestehen. Du hast also vollkommen Recht, daran muss gearbeitet werden.

      Egal, welche Quelle, egal ob primäres oder sekundäres Mikroplastik, Fakt ist, es muss weniger werden. Textilienkonsum und die Haushaltswäsche sind etwas, wo jeder etwas verändern kann. Sehr löblich, dass Du Deine Sachen öfter trägst als einmal.

      Zur Wolle: ein großes Thema für uns. Ja, Merinowolle ist für Australien und Neuseeland seit Jahrzehnten ein immens wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wenn ich jedoch einen 1:1 Vergleich mache: Plastikshirt aus Malaysia einschiffen (oder hast du schon einmal ein regional produziertes Funktionsshirt in der Hand gehalten?) versus Merinoshirt aus Australien einschiffen würde ich wohl zu letzterem tendieren. Vorausgesetzt, die Wolle stammt von verantwortungsvollen Produzenten. Unsere Garne kommen von Südwolle, das beigemischte Tencel kommt aus Österreich. Unsere Stoffe werden in Portugal hergestellt, dort werden auch unsere Textilien genäht. Wir versuchen so viele Dinge wie möglich richtig zu machen und hoffen in Zukunft eine Baustelle nach der anderen anzugehen 🙂

      LG
      Steffen

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