Eine Antisportlerin auf ihrem Weg zu ihrem ersten Marathon

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Ein Gastbeitrag von Celina Distler

Anfang des Jahres 2016 beschloss ich, der klassische Antisportler, meine Trainingsklamotten aus dem Schrank zu holen und laufen zu gehen. Schließlich wollte ich schon immer einen Marathon laufen. Zu Beginn waren meine engsten Vertrauten noch sehr skeptisch bezüglich meines Vorhabens. Schließlich war ich doch DER Antisportler.

Aus diesem Grund stellte sich zunächst die Frage, wie ich am besten bei meinem neuen Vorhaben vorgehe und meinen Kritikern das Gegenteil beweise. So steckte ich mir zunächst kleine Ziele.

Der Start sollte Ende Januar, Anfang Februar sein. Der erste offizielle 10 Kilometer Lauf Mitte Juni und der erste Halbmarathon Mitte September. Die Krönung soll dann im Frühjahr 2017 sein. Der Marathon!! Die Zwischenziele wären somit schon einmal klar definiert.

Aber wie eigentlich das Training genau gestalten?

Zunächst folgte Ende Januar der erste „Testlauf“. Nicht einmal 3 Kilometer und ich war völlig am Ende. Die Einheit war wirklich unterirdisch. Über meine Herzfrequenz bei diesem Lauf möchte ich gar nicht sprechen. Mein Gedanke: Wie soll ich es nur bis Mitte Juni schaffen 10 Kilometer am Stück zu laufen? Aber Aufgeben war keine Option. Schließlich meldete ich mich für einen Laufkurs an. Warum ich mich dafür entschied? Zum einen um andere Läufer kennenzulernen um an ihren Erfahrungen teilzuhaben und zum anderen um Grundlagen des Laufens zu erlernen. Zu den Grundlagen zählten dabei unter anderem Lauf ABC und Technik Übungen sowie das Laufen in der richtigen Herzfrequenz.  Einen Laufcomputer mit Herzfrequenzmessung hatte ich bereits.

Währenddessen steigerte ich bereits nach und nach mein Trainingspensum. Ich trainierte 3 bis 4 Mal pro Woche und informierte mich stetig über diverse Trainingsmethoden, die ich immer wieder in mein Training einbaute. Relativ schnell stellte sich der Erfolg ein. Zeiten verbesserten sich und die Distanz wurde immer länger. Ich trainierte weiter und weiter. Ich versuchte immer wieder Abwechslung in mein Training zu bringen. Dabei wechselte ich regelmäßig meine Laufstrecken, wechselte zwischen den unterschiedlichen Dauerläufen oder fuhr auch einmal längere Touren mit dem Mountainbike.

Der erste Wettkampf – eine unbeschreibliche Erfahrung…

Dann endlich kam der erste offizielle Lauf über 10 Kilometer. Ich war gut vorbereitet, denn schließlich hatte ich rechtzeitig eine Erholungsphase eingeleitet, um an dem großen Tag fit zu sein. Am Vortag legte ich mir schon alles zurecht. Schuhe, Laufsachen, ausgedruckte Bestätigungsemail, und alles was noch dazu gehört. Die Laufkleidung natürlich in sämtlichen Ausfertigungen, da das Wetter nicht wusste, was es wollte. 🙂 Von Dauerregen bis Sonnenschein war alles dabei. Mehrfach ging ich alles durch, um festzustellen, dass ich wirklich nichts vergessen habe.

Am Vortag ging ich zudem relativ bald schlafen, damit ich ausgeruht am nächsten Morgen aufbrechen kann. Am Wettkampftag wachte ich bereits nervös und suchte bereits am Frühstückstisch nach den ersten Ausreden, warum ich nicht am Wettkampf teilnehmen konnte. Aber vor was hatte ich Angst? Ich war gut, nein sogar sehr gut, auf den Lauf vorbereitet. Für mich sollte dieser Lauf so etwas wie eine Standortbestimmung werden um zu sehen, ob ich etwas an meinem Training ändern muss. Ich hatte also nichts zu verlieren. Gerne hätte ich dennoch jemanden angerufen um etwas Zuspruch zu erhalten. Aber wie hätte es auch anderes sein sollen, war an diesem Tag das komplette Telekom Netz ausgefallen. Aber dennoch fuhr ich zu meinem ersten Lauf. Schön brav holte ich meine Startnummer ab und versuchte mit Sicherheitsnadeln meine Startnummer zu befestigen. Eigentlich keine schwere Aufgabe. Eigentlich. Aber ich war so nervös, dass ich vor lauter Zittern etwas länger gebraucht habe. Schließlich habe ich es dennoch geschafft.

Dann ging es in Richtung Start und Ziel Bereich. Auf dem Weg dorthin kam wieder Angst auf. So viele durchtrainierte Menschen. Wie soll ich das denn bloß je schaffen? Ich komme bestimmt als letzter ins Ziel. :-/ Aber was wäre eigentlich so schlimm daran als letzter ins Ziel zu kommen? Ich bin weitergekommen als diejenigen die gar nicht teilgenommen haben bzw. gar nicht laufen. Viele weitere Gedanken gingen mir durch den Kopf. Schon suchte ich erneut nach Ausreden nicht teilzunehmen. Doch ich wollte es mir jetzt selbst beweisen. Beweisen, dass sich das Training gelohnt hat und sich auch noch die weiteren Trainingseinheiten lohnen werden. Somit stellte ich mich an den Start. Zufälligerweise zu der Pacemakerin für unter 50 Minuten für die 10 Kilometer.

Als ich Anfang des Jahres mit dem Training begann, wäre ich schon mit einer Zeit von unter 60 Minuten für die 10 Kilometer glücklich gewesen. Doch im Training merkte ich relativ schnell, dass mehr geht. So setzte ich mir als Ziel unter 55 Minuten zu laufen. Aber warum auch nicht unter 50 Minuten? Schließlich kann ich auch abreißen lassen, wenn ich merke, dass ich dieses Tempo nicht in das Ziel bringe. Spätestens jetzt war das Feuer in mir entfacht.

2 Minuten vor dem Start heizte der Moderator schon die Fans an der Strecke an und ich wartete gespannt auf den Startschuss. Der Startschuss! Die Menge tobte! Das Adrenalin schoss in die Höhe! Immer wieder standen Zuschauer an der Strecke und feuerten uns an. Immer wieder kam Zuspruch von außen. Ein geniales Gefühl.

Doch irgendwann musste ich die Pacemakerin für unter 50 Minuten ziehen lassen. Aber ich ließ mich nicht beirren und machte weiter. Je mehr Zuschauer an der Strecke waren, desto mehr wuchs die Motivation mit einer guten Zeit ins Ziel zu kommen.

Schließlich bog ich um die Kurve und sah schon das Ziel vor Augen. Die Zuschauer tobten und trugen die Läufer ins Ziel. Das gab mir noch einmal einen richtigen Schub. Mit Tränen in den Augen überquerte ich schließlich die Ziellinie mit einer offiziellen Zeit von 52:20 Minuten. Eine für mich unbeschreibliche Erfahrung. Bereits jetzt hatte ich die ersten Kritiker auf meine Seite gezogen, dass ich das mit meinem ersten Marathon wirklich ernst meine.

Und weiter geht es – der Halbmarathon wartet…

Mit diesem positiven Gefühl machte ich mit meinem Training weiter. Ich steigerte meine Distanzen, machte ein Bootcamp und einen Hindernisparcourlauf.

Mein Training wurde immer spezifischer. Mal ein Tempotraining, mal ein lockerer Dauerlauf oder ein Long Jog. Mal trainierte ich bei Hitze, mal bei Regen. Mal am frühen Morgen, mal am späten Abend. Mal auf einer relativ flachen Strecke, mal auf einem etwas hügeligeren Terrain. Schließlich stand der erste Halbmarathon schon im September auf dem Plan.

Als Testlauf für den ersten Halbmarathon setzte ich mir eine Woche vorher einen offiziellen 10 Kilometer Lauf an. Dort war ich nicht mehr nervös, aber dennoch etwas angespannt. Schließlich wusste ich bereits, wo ich bei einem 10 Kilometer Lauf stehe. Zudem waren es dort extreme Bedingungen. Start war um Punkt 12:00 Uhr. Trotz amtlicher Hitzewarnung! Das Ziel von unter 50 Minuten habe ich zwar verfehlt. Dennoch habe ich mit einer persönlichen Bestzeit bei 10 Kilometer gefinished. Mit dieser positiven Erfahrung konnte ich guter Dinge zu meinem ersten Halbmarathon fahren.

Mein Ziel dort war zunächst unter 2 Stunden ins Ziel zu kommen. Doch auch hier machte sich sehr schnell bemerkbar, dass mehr möglich ist. So setzte ich mir die 1:55:00 Stunde als Ziel.

Wie schon bei meinem ersten 10 Kilometerlauf war ich auch vor meinem ersten Halbmarathon sehr nervös. Doch dank der Unterstützung meines Freundes konnte ich diese Nervosität zumindest etwas ablegen. Zudem habe ich bereits im Vorfeld mit einem Bekannten ausgemacht, dass wir den Halbmarathon gemeinsam angehen werden. Er hat bereits mehrere Halbmarathons gemacht und konnte mir dann bereits im Vorfeld einige Tipps geben, wie ich vorzugehen habe.

Schließlich begaben wir uns in den Startbereich redeten mit weiteren Läufern und lenkten uns ab. Auch hier heizte der Moderator die Läufer gut ein. Und schließlich ging es los. Wir liefen schneller los als geplant. Schnell machte sich etwas Angst breit, dieses Tempo nicht halten zu können. Doch wir motivierten uns das Tempo zu halten. Immer wieder befanden sich Stimmungsnester und Zuschauer an der Strecke. Trotz des anhaltenden Regens und Windes!!

Bis zu Kilometer 16 konnte ich das schnelle Tempo gut mithalten. Doch dann wurde ich etwas langsamer und musste meinen Bekannten laufen lassen. Dennoch wusste ich, dass die Zeit besser wird, wie ich dies bei meinem ersten Halbmarathon erträumt habe. Zudem habe ich dennoch immer wieder einige Läufer überholen können. Bei Kilometer 19 kam dann noch einmal ein langgezogener Berg. Mein Gedanke: Nicht das jetzt auch noch? Aber ich Biss, konnte sogar wieder einige andere Läufer überholen.

Schließlich kam der letzte Kilometer. Das Ziel fest im Blick. Ich legte noch einmal an Tempo zu und holte das letzte aus mir heraus. Zum ersten Mal schaute ich bewusst auf die Zeit, die meine Uhr angab. Zunächst konnte ich diese nicht glauben. Dann sah ich die Uhr im Zielbereich. Diese zeigte auch eine Zeit an, die ich nicht für möglich gehalten habe. Meine Zeit bei meinem ersten Halbmarathon: 1:51:25 Stunden.

Mein Gefühl im Ziel: Glücklichkeit und ich will nochmal.

Übrigens: Direkt bei meinem Zieleinlauf begrüßte mich auch mein Freund mit den Worten: Du bist doch kein Antisportler mehr. 😉

Diese Worte waren auch keineswegs böse gemeint. Ganz im Gegenteil! Er war stolz und glücklich, dass ich diese Zeit gelaufen bin. Ein besseres Kompliment hätte er mir in diesem Augenblick nicht machen können.

Zudem motivieren mich diese Worte weiterzumachen und an meinem Ziel, im Frühjahr 2017 einen Marathon zu laufen, festzuhalten.

Jetzt heißt es über die Wintertage auch mal die ein oder andere Einheit nach innen zu verlagern und zudem auch für den Marathon einige wichtige Muskelpartien zu stärken.

Das Abenteuer geht also weiter. 🙂

13147277_267730546906700_4903200975203659544_oÜber die Autorin:

Celina Distler, schreibt auf Facebook und baut gerade ihren Blog auf

Mein Name ist Celina und ich startete im Januar 2016 mit dem Laufen.

Nach einigen Jahren Fußball (die Laufeinheiten habe ich am meisten gehasst) gab ich aus „zeitlichen Gründen“ den Sport auf. Doch nach meinem Studium beschloss ich, dass sich dies wieder ändern muss. Auf der Suche nach der geeigneten Sportart bin ich dabei auf das Laufen gekommen.

Warum gerade Laufen? Laufen ist flexibel!

  1. Ich kann überall laufen gehen.
  2. Ich kann es alleine machen oder in einer Gruppe.
  3. Ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit laufen.
  4. Ich hatte bereits Equipment zuhause.

Was ich bereits jetzt merke, ist, dass das Laufen auch meinem Körper guttut. Zudem habe ich es geschafft mir meine Zeit so einzuteilen, dass ich meine Trainingseinheiten so in meinen Alltag integriere, dass auch meine Familie und Freunde nicht zu kurz kommen. Denn diese sind für mich ein wichtiger Anker in der Vorbereitung auf meinen ersten Marathon.

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3 Gedanken zu „Eine Antisportlerin auf ihrem Weg zu ihrem ersten Marathon“

  1. Sehr schöner Artikel.
    So ähnlich ist auch meine Geschichte. Erst 5 km Wettkampf, dann 10 und den
    Halbmarathon mitte Oktober 2016.
    Der Marathon wird Anfang nächsten Jahres folgen.
    Viel Spass noch weiterhin.
    gruß micha

    Antworten
  2. Ein wirklich sehr schöner Beitrag von Celina. Da hatte sie einen wirklich großartigen Einstieg in die Welt des Laufens. Was für eine tolle Zeit für einen ersten Halbmarathon. Viel Erfolg für sie für die Marathonvorbereitung.

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