Endlich mehr Sport: Erzähle deine Geschichte (Teil 6)

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“ (Jorge Bucay)

Erzähl uns deine Geschichte! Inspiriert durch den tollen Erfolg von Marcus, der durch Sport und Ernährung 40kg in einem Jahr abgenommen hat, ist in unserer Facebook-Gruppe „Endlich mehr Sport“ eine neue Idee geboren. Ich werde im Ausdauerblog dich zu Wort kommen lassen – erzähl uns deine Geschichte!

Heute im sechsten Teil erzählt Katy ihre Geschichte. Aus einer Sporthasserin wurde sie dank umgestellter Ernährung immer leichter und gewann dadurch einen nicht für möglich gehaltenen Bewegungsdrang. GonzoMachtSichAnders ist der Name des Blogs von Andreas, den alle nur Gonzo nennen. Auch er hat sein Leben geändert, hat abgenommen und den Weg zum Sport gefunden.

Wie ich meinen Bewegungsdrang fand

von Katy Kaehler

Ich heisse Katy, bin 43 Jahre alt, wohne in Hannover und bin Polizeibeamtin. Und da fängt mein Dilemma auch schon an. 😉

Das letzte mal normalgewichtig war ich 1995, als ich meinen Traumjob bei der Polizei begonnen habe. Um das Einstellungsgewicht zu erreichen musste ich im Vorfeld schon einiges an Diäten machen, aber es hat (knapp) geklappt.

In den ersten Jahren der Ausbildung wurden wir noch durch ein hartes Sportprogramm gescheucht. Ich hab mich ganz tapfer gehalten, aber es nie gemocht. Gerade die Laufeinheiten waren für mich eine Katastrophe, ich habe es abgrundtief gehasst und daher war ich eigentlich auch grundsätzlich die langsamste… Kein Wunder wenn man schon vor dem loslaufen frustriert ist.

Irgendwann war die Ausbildung vorbei, und ich habe mir geschworen, nie nie nie wieder freiwillig laufen zu gehen, das hatte man mir gründlich verleidet. Und Sport an sich wurde in den nächsten Jahren eher etwas sporadisches. Natürlich mit den üblichen Ausreden: keine Zeit, schon genug Stress bei der Arbeit, keine Lust, müde, schlechtes Wetter, und überhaupt immer die falschen Schuhe.

Und auch der Dienstherr hat nach der Ausbildung und der Bereitschaftspolizei kein „Auge“ mehr auf das Sportpensum, jeder macht freiwillig etwas oder halt auch nicht. Es gibt zwar einmal im Jahr einen Sportleistungstest, aber da bin ich immer geschwommen, die geforderten Zeiten waren moderat und das klappte ganz gut.

Naja, das Gewicht ging über die Jahre konstant nach oben, mal wieder etwas runter aber die Tendenz war eindeutig horizontal. Meist bin ich so bei um die 80 kg rumgedümpelt. Und über Jahre waren die Spaziergänge mit meinem Hund alles an Bewegung (immerhin.)

Dann kam das Jahr 2012, meine Ehe ging kaputt, die neue Beziehung ebenfalls, 2014 starb dann mein Hund und das Haus wurde auch verkauft. Dazu kam ein Burnout, und ich hab mich durch nahezu komplette Bewegungslosigkeit gepaart mit Selbstmitleid, Trostfressen und dem ein oder anderen Gläschen Wein bis Ende 2015 auf sage und schreibe 98 kg bei 1,68 m Größe hochgefressen.

Mittlerweile mit Bluthochdruck und dementsprechenden Medikamenten (Betablocker), Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit. Zusätzlich war ich seit 2012 im Innendienst tätig, also sitzend. Und als Stressesser hat mir die Tätigkeit in der Notrufzentrale dann gewichtsmäßig sicher noch den Rest gegeben.

Sportlich hatte ich mittlerweile mit Drachenboot fahren angefangen, aber einmal die Woche eine Stunde paddeln hat das Vollstopfen auch nicht relativiert. Wobei es ein toller Teamsport ist, den ich bin heute betreibe.

Keine Ahnung warum es dann plötzlich am 3.1.2016 bei mir klick gemacht hat. Aber eine Freundin war zu Besuch und ich hab mich spontan bei Weight Watchers angemeldet.

Ich hatte das schon mal vor 10 Jahren gemacht und es hatte super funktioniert. Dazu muss ich sagen dass ich klassische Diäten hasse. Wenn man mir irgendwas verbietet werde ich bockig und bin ganz schnell bei „jetzt erst recht“, somit war low carb oder no carb oder paleo oder no-wasauchimmer für mich völlig falsch.

Das ist der Vorteil bei Weight Watchers, man lernt recht schnell, sein Tagesbudget in gesunde Sachen zu investieren. Dann ist man nämlich satt und kann mehr davon essen 🙂

Aber auch für die gelegentliche Pizza ist Spielraum, wenn es mal sein muss. Das hat mir gefallen. Ich habe wieder gelernt frisch und gesund zu kochen, und mittlerweile liebe ich es, mich mit meinem Essen zu beschäftigen, zu schnippeln, abzuwiegen usw. Das soll hier keine WW-Werbung sein, für MICH war es perfekt.

Mitte 2016 waren dann knapp 20 kg weg und ich bekam echt Bewegungsdrang. Zuerst nur wenig, mit ein paar Fitness-DVDs für zu Hause, Yoga und ab und an Crosstrainer. Dann gab mir eine Freundin ein 10-Wochen Workout für zu Hause (vom amerikanischen Fitnesstrainer ShaunT).

Das Programm heisst T25 und beinhaltet ein tägliches 25-Minuten Workout, ohne Hilfsmittel, nur mit dem eigenen Körper. Die ersten Tage hab ich mehrfach geheult, konnte maximal 3 Squads, Burpees und Crunches haben mich die Welt verfluchen lassen, und ich hatte keinen Muskelkater, sondern Muskelgodzilla. Also: durchbeissen!!!

Aber nach ein paar Wochen wurde es besser. Ich hatte sogar Spaß daran, und eines schönen Tages Ende Oktober wollte ich morgens spazieren gehen. Ich hatte also meine Sportklamotten an, Musik auf den Ohren und da kam auf einmal der Gedanke, doch einfach mal zu versuchen, einen Song durchzulaufen. Um zu sehen ob die alten Hassgefühle wiederkommen….

Also hab ich nicht lange nachgedacht, aus einem Song wurden zwei, dann drei, und ich hab die ganze Zeit gewartet, dass ich schnappatme, Schmerzen habe oder wütend werde. Aber nix da. Nach 30 Minuten hab ich dann aufgehört. Und es hat Spaß gemacht.

Seitdem laufe ich 2-3 mal die Woche, an Silvester war beim erster öffentlicher Lauf, 5,8 km in 38,32 Minuten, und ich war stolz wie Bolle. Jetzt hat mich dermassen der Ehrgeiz gepackt dass ich mich am 09.04.17 für den Halbmarathon angemeldet habe. Ich weiß das wird hart, aber das war das letzte Jahr auch. Und mittlerweile glaube ich an mich.

Mein Fazit des letztes Jahres: Aktuelles Gewicht 69,5 kg, und so 2-3 sollen noch runter.

Alles in allem konnte ich das Weight-Watchers-Programm fast ausrutscherfrei durchziehen, eben weil es Spielraum für kleine Sünden lässt. Klar wollte ich auch oft genug auf deutsch gesagt in den Sack hauen, aber letztendlich hat es mich angespornt zu sehen, wie der Sack mit den zu groß gewordenen Klamotten immer voller wurde, dass Freunde und Familie mich unterstützt haben und vor allem dass mein Freund (der übrigens der beste Mann der Welt ist) immer wieder betont hat, wie stolz er auf mich ist und sogar selbst mit WW angefangen hat um mitreden zu können.

Wenn irgendwann das neue Lebensgefühl da ist und man Klamotten in Größe M kaufen kann, dann macht man weiter. Das wichtigste ist, auch Ausrutscher zuzulassen. Niemand ist perfekt…

Und wenn es halt mal die Schokolade sein muss oder das Bier, so what? Morgen ist ein neuer Tag. Bloß nicht in die Einstellung verfallen „jetzt ist es eh egal“ sondern „jetzt erst recht“. Und Genuss ist wichtig in so einer Phase, sonst macht es absolut keinen Spaß wenn man nur verzichtet. Ich denke nur mit Freude an dem neuen Lebensstil erreicht man sein Ziel, und vor allem nur für sich selber!!!! Meinem Freund z.B. war es immer egal was ich gewogen habe. Er sagt er liebt mich, punkt. Aber sich selbst zu lieben ist viel wichtiger, und wenn das eine Abnahme bedeutet, dann los.

Ach ja, die Betablocker konnte ich letzten Sommer einstampfen, mein Körper hat sich selbst geheilt…. das freut mich am meisten.

Ganz liebe Grüße
Katy

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht

von Andreas Goßen aka Gonzo

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ –

so lautet der Slogan hinter „Gonzo macht sich anders“.

Gonzo ist nicht nur die Webpräsenz von mir, Andreas Goßen. Gonzo ist auch seit langen Jahren mein Spitzname, viele Leute kennen mich tatsächlich nur unter diesem Synonym.

Allerdings kennen viele Leute mich auch als wirklich dicken, rauchenden und sehr geselligen Menschen. Das sind dann die Menschen, die mich seit mehr als 16 Monaten nicht mehr gesehen haben.

Vor 16 Monaten, genauer am 15.08.2015 zuletzt gesehen haben. Dieser Tag wurde der Anfang vom „Andersmachen“. Bei einem Sturz auf einer Stufe in den Garten habe ich mir den 12. Brustwirbel gebrochen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Der Sturz an sich war schon eine heftige Sache – so von einem Moment auf den anderen aus dem Alltag gerissen zu werden. Blaulicht vor der Haustür und zwei nette Rettungsassistenten, die mich auf der Tragbahre in den Krankenwagen gebracht haben – über eine dem Gefühl nach sehr holprige Strecke übersät mit Schlaglöchern.

Die Ankunft im Krankenhaus mit den Worten „…ein falsche Bewegung und Sie sitzen im Rollstuhl“ sollte der Start in einen eher unangenehmen und meist liegenden Lebensabschnitt werden. Man hatte bei den ersten Röntgenaufnahmen festgestellt, dass der Brustwirbel 12 und die darunterliegende Bandscheibe einen großen Schaden durch die Stauchung der Wirbelsäule genommen hatten. So groß, dass der Wirbel operativ gestützt und entlastet werden musste, die Bandscheibe sollte dann in einer weiteren OP geleert und mit einer Art Fundamentkorb aus Titan versehen werden.

Nach den zwei OP´s und etwas mehr als 3 Wochen Krankenhaus wurde ich nach Hause entlassen, ausgerüstet mit einem Entlassbrief. Dort stand dann Schwarz auf Weiß „Nikotinabusus und Adipositas“.
Dass ich etwas mehr Gewicht mir mir rumtrage – meine Freunde dürfen sagen, dass ich fett bin -und auch die gelegentliche Zigarette durchaus verzehrt wurde, das war auch mir bewusst. Aber nun war es von den Ärzten bescheinigt.

Aber was heißt eigentlich Adipositas? Laut Definition heißt es „umgangssprachlich auch Fettsucht. Dabei handelt es sich um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht, die durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist. Nach der WHO-Definition liegt eine Adipositas ab einem Körpermasseindex (BMI) von 30 kg/m² vor.“ (Quelle: Wikipedia)

Das war gerechnet bei mir (1,95 // 138 kg) ein BMI von 36,3 am Tag der Einlieferung. Wahnsinn. Durch den Krankenhausauftenhalt hatte sich mein Gewicht schon auf etwa 129 KG reduziert, ein erster Start.

Da Bewegung zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen war, habe ich mich vornehmlich auf die Ernährung konzentriert und diese nach intensivem Einlesen auf das Prinzip der Insulintrennkost umgestellt, umgangssprachlich „Schlank im Schlaf“.

So konnte ich bis zum Beginn der ReHa im Januar weitere 10 Kilo reduzieren und wog Anfang 2016 etwa 120 KG.

Während der 5 wöchigen ReHa habe ich den Sport für mich entdeckt. Neben den täglichen Physio-Übungen und Fitnessstudio stand unter anderem Walking und Schwimmen auf dem Plan. Nach 5 Wochen war ich wieder einigermaßen beweglich und habe auch zu Hause fleissig weiter trainiert.

Durch nahezu tägliches Walking mit bis zu 6 km Strecke kam ich nach Absprache mit meinen betreuenden Ärzten Stück für Stück zum Joggen. In immer größer werdenden Abschnitten konnte ich laufen und musste immer weniger gehen. Ich fand immer mehr Gefallen an der Lauferei und setzte mir als erstes persönliches Ziel einen Lauf Anfang Juni, Distanz waren dann 5 km.

Durch regelmäßiges Training und die konsequente Ernährung verlor ich Kilo um Kilo und startete den Lauf mit etwa 112 KG. Was für ein schönes Gefühl. Die Startaufstellung war spannend, mit einem großen Knall gings plötzlich los – ich war noch gar nicht wirklich bereit. Also schnell Musik an und Hörer rein, ab ging die Luzie.

Die nächsten 15 Minuten folgte eine Gänsehaut der anderen und das Glück konnte man mir sicher im Gesicht ablesen. Bei jedem geschafften KM hab ich die Arme in die Luft geworfen und mich wahnsinnig gefreut. Es war klasse in der Masse mit zu schwimmen, Schritt für Schritt ging es voran und jeder hat den anderen mit motiviert. Cool, einfach cool. Seit dem Tag habe ich eigentlich jeden Laufwettkampf in meiner Umgebung mitgenommen, bin insgesamt fast 2500 km Rad gefahren und habe mich weiter „anders“ gemacht.

Zu meinem Geburtstag am 30.12.2016 habe ich 101,6 KG gewogen, mein Ziel der Zweistelligkeit nur knapp verpasst. In Summe sind nun fast 40 Kilogramm runter.

Ich möchte natürlich weitermachen, ich habe mir als festes Ziel gesetzt, am 01.10.2017 in Köln den Halbmarathon mitzulaufen und in der Domstadt wieder dieses „runnershigh“ zu erleben. Der Sport, die Gemeinschaft drum herum und das neue Lebensgefühl sind einfach wunderbar. Ich genieße es draußen zu sein und mich zu bewegen, ich verspüre förmlich einen Bewegungsdrang.

Meine Erfahrungen und Aktivitäten, meine Ernährung und meine Wehwechen halte ich auf meinem kleinen Blog unter www.gonzomachtsichanders.de fest, ich würde mich freuen, wenn ihr mich in den kommenden Monaten auf meinem Weg zum Halbmarathon begleitet und unterstützt! Gerne könnt ihr mir auch bei Instagram folgen (@gonzomachtsichanders) oder bei Facebook „Gonzo macht sich anders“ mit „Gefällt mir“ markieren…

Ganz lieben und sportlichen Gruß

Andreas aka Gonzo

Danke auch an Torsten Pretzsch, dass er mir die Möglichkeit gibt den Text hier zu veröffentlichen.

Warum wolltest/willst du mehr Sport machen? Was waren/sind deine Beweggründe? Hast du dein Ziel erreicht und welche Hindernisse lagen auf dem Weg? Was hat dir geholfen, was hat dich inspiriert? Erzähle deine Geschichte!

Wenn auch du an der Aktion teilnehmen möchtest, dann sende mir eine E-Mail mit deiner Geschichte und mindestens einem Foto an topre@ausdauerblog.de

Endlich mehr Sport – erzähle deine Geschichte

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Über den Autor: Torsten Pretzsch

Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.

Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.

Mehr über mich


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